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„Ortsrundgang zu den historischen Spielstätten in Großwallstadt“

Mit 40 Teilnehmenden fand am 11.9. der „Ortsrundgang zu den historischen Spielstätten in Großwallstadt“ statt. Unter Führung von Axel Schnabel berichten unsere Zeitzeugen (des Handballs und Fußballs), wie und wo früher in Großwallstadt Sport getrieben wurde. Am Start an den Mainwiesen gab es einen Überblick, wo die Sportplätze des SVG und TVG lagen und wie mühsam es war, diese alljährlich nach dem Hochwasser wieder herzustellen. Viele der offiziellen Details sind im TVG Buch beschrieben, aber es kam sehr schnell zu einem intensiven Austausch von Anekdoten aus diesen Zeiten, die die damals nicht beteiligten zum Schmunzeln brachten.

So boten einige der Teilnehmer an, die schwarzen Schlackestücke zu zeigen, die heute noch in den Knien und Unterschenkel sichtbar sind. Die später eingesetzte rote Schlacke war weicher und nicht mehr so deutlich sichtbar. Vorteil des Belages war, dass der Platz trocken blieb und selbst im Winter, wenn mit dem Pferdefuhrwerk und Mistanhänger mit 6 Spielern darauf erst mal der Schnee abgezogen wurde, bevor es losging.


Nach dem Spiel konnten die Schiedsrichter häufig nur unter Polizeischutz das Gelände verlassen und wurden in Höfen in Sicherheit gebracht „Mach schnell es Doa uff – die Schiedsrichdä kumme“. Auf den Plätzen wurde auch eifrig geturnt – doch satt Matten landete man meistens nur in der Gänsescheiße, die auch damals schon überall verteilt war. Das Befestigen des Recks war immer die größte Herausforderung, da sich die die Pflöge immer wieder lösten und Seile nachgespannt werden mussten.

Bei Betrachtung des schönen grünen Rasenplatzes, den es am Main nun gibt, gab es zunächst neidvolle Blicke, doch dann waren sich alle einig, dass dieser Platz in der damaligen Situation, als die Plätze jeden Tag voll von Leuten waren, die dort Sport trieben, mit Sicherheit kein Gras mehr hätte. Heute würde das wohl als „Event Location“ bezeichnen.

Ballspielen am Main hatte schon damals seine Tücken. Wenn der Ball ins Wasser fiel, versuchte zunächst der Fährmann ihn zu holen, sonst ging es mit Boot hinterher und oft konnte er erst in Sulzbach wieder eingefangen werden. Aber da man nur 3 Bälle hatte, war jeder wertvoll. Bälle waren zu Anfangszeit aus Stoff, dann aus Fahrradschläuchen und erst nach dem 2. Weltkrieg brachte ein Fußballer den ersten „richtigen“ Ball aus Frankreich mit.


Ein typischer Auswärtsspieltag des SV in der Landesliga sah damals so aus:


5:00 Uhr morgens Gottesdienst. Dann lange Anfahrten zum Gegner, dort Mittagessen und dann nach dem Spiel zurück und gegen 12 Uhr nachts daheim und nächsten Früh zur Arbeit.

Mit zunehmendem Erfolg der Mannschaften waren auch die Heimspiele immer besser besucht und der Fährmann kassierte von jedem, der überfuhr 10 Pfennige. Um zu vermeiden, dass der damals noch nicht Übergang zugelassene Schleusensteg verwendet wurde, wurde er zeitweise mit Stacheldraht blockiert, um das Fährgeschäft anzukurbeln. Zum Thema Schleuse halten sich hartnäckige Gerüchte, das der Schleusenwärter angewiesen war, bei einer drohenden Niederlage der Heimmannschaft die Trommel zu heben, um einen Abbruch wegen Hochwasser zu erzwingen – es gibt aber (noch) keinen Beleg, ob dies einmal erfolgt ist.

Es gab noch viele Details zu großen Spielen und Sportfesten am Main, zu denen eigens Tribünen für ein paar Tausend Zuschauer errichtet wurden.


Die nächsten Stationen waren die damaligen Vereinslokale der Sportler, zunächst zum Ankerwirt wo zunächst die TVG’ler und später die SV’ler heimisch waren. Dann zum Adler, ehemalige TVG Stätte mit Blick auf den ehemaligen Engel, in dem der SV gegründet wurde.

Dahin ging es nach den Spielen, nachdem man sich in der „Brenge“, die jeder Mannschaft zum Waschen zur Verfügung gestellt wurde. Waschreihenfolge war von oben nach unten, doch manchmal kamen auch erst die Füße, dann das Gesicht.

On Heim- oder Auswärtsspiel – ob Sieg oder Niederlage – danach wurde immer zusammen gesungen und gefeiert, denn Kameradschaft und Spaß am Sport war immer oberstes Gebot.

Nächste Station, war das alte Feuerwehrhaus, wo früher, vor dem Bau der Volkshalle geturnt wurde. Im Winter musste aber zuerst der Holzofen angeschürt werden, der aber wie berichtet auch längere Zeit kaputt war. Da die Halle sehr beengt war, gab es manche Sportler, die lieber davor turnten, oder Rad fuhren – denn es gab auch mal einen Fahrradverein. Der Platz vor der Halle war sehr löchrig, weil die die Kinder ihn zum „Pickerlsche“ Spielen nutzen und die Murmeln natürlich eingelocht werden mussten.

Der spätere Umzug in die Volkshalle, in der man endlich feste Befestigungspunkt für Reck und weitere Geräte hatte war ein Segen für die Turnen und die 10 Pfennig, die teilweise als Geld für das Training bezahlt wurden, waren gutangelegt.

Nächste Station war das SV-Gelände, wo Linus Markert in drei Worten die Geschichte erläuterte vom Kauf der Grundstücke als Gemeinschaftsaktion TV/ SV bis zur pünktlichen Fertigstellung zum Landesliga Saisonstart.

Dann ging es weiter zu glorreichen Jahnkampfbahn, in der früher beim legendären Spiel des TVG gegen Steinheim und auch bei einem Gastspiel von Borussia Dortmund 12.000 Zuschauer die Ränge füllten.

Dazu kamen die großen Turnfeste – alles zusammen die Basis für die Bezeichnung Sportgemeinde Großwallstadt.

An der verbliebenen Tribüne erzählte Leo Markert, wie damals der Bau mit der Hilfe der „Amerikaner“ mit Ihren schweren Baugeräten und dem unermüdlichen des TVG, die jeden Abend und an Samstagen das Sportgelände und auch das TVG Heim aufgebaut haben.




Es gab noch viele weitere Details zu berichten, die teilweise schon umfassend im TVG Buch stehen und es gab noch viele schöne Anekdoten zu berichten, die vielleicht dann bei einem nächsten Mal niedergeschrieben werden.

Wir bedanken uns bei den Zeitzeugen Kurt Haun, Linus Markert, Günther Finn, Günther Adrian, Alfred Markert und Leo Markert vom SV und TV Großwallstadt, sowie den Zuschauern, die uns aus der damaligen Zeit berichteten und uns mit den Kleinigkeiten des Alltags erfreut haben.

Und insbesondere bei Axel Schnabel, der neben dem Handball noch viel über Großwallstadt aus den letzten Jahrhunderten zu berichten wusste.

Die Vorstandschaft





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